„Laufende Wahrnehmung“ titelten die Frankfurter Gästeführer für ihren Kongress am 11. November, zu dem 80 Kollegen aus ganz Deutschland angereist waren. Die Teilnehmer zeigten sich von der ungewöhnlichen Idee sowie von Organisation und Inhalt der Veranstaltung begeistert. Zwei Ereignisse begingen die Frankfurter gleichzeitig: das 30-jährige Bestehen des Vereins der Frankfurter Stadt- und Gästeführer und den 2. Hessischen Gästeführer-Tag.
Der BVGD war vertreten durch Schatzmeister Christian Frick, der zur Begrüßung an die erste BVGD-Sitzung an einem außergewöhnlichem Treffpunkt erinnerte: Es war der 11.11.1994 vor dem Kölner Dom! Die Gründungsmitglieder des Frankfurter Vereins Christian Setzepfandt und Heidrun Rehner wurden mit einer Urkunde geehrt und zum Ehrenmitglied ernannt. Stadtrat Jan Schneider betonte in seiner Ansprache die Bedeutung von qualitativ hochwertigen Gästeführungen.
Inhaltlich stand beim Kongress die Wahrnehmung des öffentlichen Raumes im Mittelpunkt. Und so machten sich die Gäste – alle selbst wettererprobte Gästeführer – trotz Regen auf, um mit den Referenten durch die Mainmetropole zu wandeln. Der erste Interviewpartner war Prof. Dr. Riklef Rambow vom Karlsruher Institut für Technologie. Mit Mikael GB Horstmann, dem Organisator und Moderator des Kongresses, diskutierte er Aspekte der Arbeit von Gästeführern als Architekturvermittler.
„Wie vermittle ich Architektur der 50er Jahre als schön?“ lautete eine der Fragen. „Als Gästeführer können Sie die zeitgeschichtlichen Hintergründe von Planung und Entstehung erläutern und dadurch Verständnis schaffen. Die Schönheit selber ist subjektiv und liegt immer im Auge des Betrachters“, antwortete der Architekturpsychologe Prof. Rambow beim Fachgespräch im Plenarsaal der Paulskirche.
Bei der „wandelnden Podiumsdiskussion“ wurde der Stadtraum zur Bühne für den Diskurs zwischen vier Experten: der Architektin Marie-Theres Deutsch, dem Humangeografen Christoph Siegl, dem Stadtplaner Torsten Becker und dem Geschäftsführer der Tourismus und Congress GmbH Thomas Feda.
Beim Mittagessen im Deutschen Museum für Kochkunst und Tafelkultur tauschten sich die Gäste rege zum Thema aus. Anschließend hörten sie Impulsvorträge zum Thema barrierefreie und mit allen Sinnen zu genießende Gästeführungen. Am Nachmittag gab es ein Audioguide-Training, einen Rundgang durch die neu entstehende Frankfurter Altstadt, eine „Tour d’argent“ durch die Bankenmetropole und den Besuch des neuen Historischen Museums.