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12. März 2020

„Die Kunst des Führens“ – Bericht zur 5. Deutschen Gästeführertagung in Straubing 2020


„Höchstpersönlich“ und in historischem Gewand begrüßten Bayerns Herzog Albrecht, Agnes Bernauer und ihr Gefolge die mehr als 300 Gästeführer und Touristiker, die zur 5. Deutschen Gästeführertagung des BVGD ins niederbayerische Straubing gereist waren. Ein Ort, der reich an Geschichte, Kunst und religiöser Tradition ist.

„Die Kunst des Führens“ lautete das Motto der Tagung. Eine Kunst, die früher Herzöge, Kaiser, Könige und Bischöfe beherrschen mussten, und die heute die tägliche Arbeit von Gästeführern prägt. Das beleuchteten die Referenten der Fachtagung aus unterschiedlichen Blickwinkeln und gaben den Teilnehmern aus ganz Deutschland neue Impulse für ihre professionellen Führungen mit auf den Weg. Die Zeit zwischen den Vorträgen wurde intensiv für Gespräche genutzt. Dafür bot der Rittersaal des Herzogsschlosses in Straubing eine eindrucksvolle Kulisse.

Straubings Oberbürgermeister Markus Pannermayr hob in seiner Begrüßung die historischen Wurzeln Straubings in römischer, bajuwarischer und mittelalterlicher Zeit hervor. Und er zollte dem Berufsstand der Gästeführer Respekt: „Sie müssen die Fakten kennen, aus ihrem Wissen schöpfen und das alles mit didaktischem Geschick vermitteln. Das ist eine hohe Kunst, die viel Flexibilität und Empathie verlangt.“

Veronika Perschl vom Tourismusverband Ostbayern konstatierte, die Region habe erhebliches touristisches Potential. Die Mitglieder ihres Verbands beherbergten jährlich 17 Mio. Übernachtungsgäste und für diesen Erfolg leisteten die Gästeführer einen großen Beitrag: „Denn sie betreiben professionelles Infotainment und keine Stadt oder Region kann auf Ihre Leistung verzichten.“

Auch Josef Zellmeier, MdL aus dem Landkreis Straubing-Bogen schwärmte: „Die Menschen wollen sich hier erholen und viel dazu lernen, auch über die lokale Alltagskultur. Unsere Gästeführer verstehen es, all das mit Herzblut und Gefühl zu vermitteln.“

Die BVGD-Vorsitzende Maren Richter betonte, die Leistung von Gästeführern könne nie durch andere Medien ersetzt werden: „Wir vermitteln stets eine neue Sicht auf unsere Orte und Regionen und bieten ein authentisches Erlebnis. Deshalb liege die Automatisierbarkeit dieses Berufs bei null Prozent, so Richter weiter. „Am Ende steht eben immer das menschliche Gesicht!“

Die Vorsitzende der ausrichtenden IG Kultur- und Naturführer Straubing, Birgit Gigler, war glücklich, dass so viele gekommen seien, um diesen geschichtsträchtigen Teil Niederbayerns zu erkunden. Die leidenschaftliche Archäologin, Museumspädagogin und Gästeführerin referierte über die Macht und den Reichtum der Grafen von Bogen, die hoch über der Donau und an der früheren Salzstraße vor 1000 Jahren eine Burg errichteten: „Das ertragreiche Gebiet des Gäubodens stand hier schon immer im Gegensatz zur armen Region des Bayerischen Waldes jenseits der Donau und besonders stolz sind wir auf die älteste Wallfahrt Bayerns zum Marienbild auf dem Bogenberg.“

In den Fachvorträgen wurde „Die Kunst des Führens“ auf das Gelingen erfolgreicher Kommunikation in jeglicher Form heruntergebrochen. Zum Vergleich des Gästeführerberufs in Vergangenheit und Gegenwart bat die BVGD-Vorsitzende zunächst Urs Lehmann aus Heidelberg auf die Bühne. Lehmann ist Gründungsmitglied, langjährige frühere Vorsitzende und jetzt Ehrenmitglied des BVGD. Im April 2019 hatte sie von Bundespräsident Steinmeier das Bundesverdienstkreuz am Bande erhalten. Damit wurden ihre jahrzehntelangen außerordentlichen Verdienste um die Belange der Gästeführerinnen und Gästeführer in Deutschland sowie ihre Bemühungen um einen qualitativ hochwertigen, umweltfreundlichen Tourismus ausgezeichnet.

BVGD-Vorstandsmitglied Christian Frick erörterte anschließend launig, dass die Kunst des Gästeführens ja schon beim Kämmen anfange. Und nicht aufhöre, wenn man sich von seiner Gruppe verabschiede, weil dann der Papierkram folge: „Von Kämmen bis Kontieren ist hier alles dabei.“

Betriebswirt Peter Lottner referierte anschließend zu „Führungen für Personen mit Höreinschränkungen“. Er klärte über verschiedene Formen von Schwerhörigkeit auf und stellte ein selbst entwickeltes System vor, das mittels Induktionsschleife sowohl Guthörende als auch hochgradig Hörgeschädigte nutzen können.

Dr. Lars Wohlers, Spezialist für informelle Bildung in Einrichtungen des Natur- und Kulturerbes, sprach zum Thema Besucherforschung. Es sei notwendig, mehr über die Bedürfnisse der Gäste zu wissen. So lasse sich die Vermittlungsarbeit optimieren und das Marketing gezielter ausrichten. Die Grundlage einer soliden Besucherforschung sei das strukturierte, abgestimmte und regelmäßige Sammeln von Daten, so Wohlers.

Stanislav Voleman, Gästeführer in Prag und Vorsitzender des tschechischen Guide-Verbands, legte in unterhaltsamer Art den Fokus auf „Die Kunst des Führens“ zur Zeit des Habsburger Kaiserreichs. Mit literarischen Beispielen belegte er die Bezeichnungen und Aufgaben für Gästeführer in der Historie.

Vor dem festlichen Abendessen im Hotel Wenisch lud die Stadt Straubing zum Sektempfang mit historischem Rahmenprogramm in den Rittersaal des Schlosses. Die Teilnehmer sahen eine Sonderaufführung mit Figuren und Szenen aus den Agnes Bernauer-Festspielen, die hier alle vier Jahre stattfinden.

In den Vor- und Nachprogrammen zeigten die Straubinger Gästeführer das Gäubodenmuseum mit dem berühmten Römerschatz, die Synagoge, die Altstadt, den Stadtturm, den Friedhof und die Einrichtungen zum Thema nachwachsende Rohstoffe. Ein Ausflug führte in die Heimat der bayerischen weißblauen Rauten auf den Bogenberg, wo die Teilnehmer musikalisch und kulinarisch bestens verwöhnt wurden. Die Walhalla als Teil der historischen Kulturlandschaft an der Donau bot den Teilnehmern einen einzigartigen Blick über das Donautal. Ein weiterer Höhepunkt des Rahmenprogramms war die Besichtigung der Altstadt von Regensburg. Dabei genoss die Gruppe auch regionale Köstlichkeiten. Die Gästeführerinnen vom Verband kulttouren e.V. Regensburg begeisterten die Besucher mit ihren Führungen.

Mehr dazu im CICERONE 1-2020

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